Die ehemalige Gefängnisinsel in der Tafelbucht und ihr prominentester Häftling sind untrennbar mit einander verbunden. Sowohl Nelson Mandela als auch Robben Island haben jedoch eine Geschichte vor und nach ihrer schicksalhaften Vereinigung. Ein Besuch der Insel ist ein lehrreicher Ausflug mit mulmigem Bauchgefühl und herrlicher Aussicht.

Eines der wenigen Bilder aus den Apartheid-Jahren. Nelson Mandela und Walter Sisulu, aufgenommen von einem Reporter des Daily Telegraph, 1964

Mandela ist eine der schillerndsten Figuren des letzten Jahrhunderts und Robben Island hat viel von dem Ruhm des Nobelpreisträgers und Anti-Apartheid-Kämpfers abbekommen. Vor seiner Präsidentschaft verbrachte Mandela knapp 20 seiner 27 Haftjahre auf Robben Island – ein Umstand der beide Seiten prägte. Überstrahlt vom Glanz Mandelas vergisst man leicht, dass der Landesvater bei weitem nicht der einzige war, der in der grellen Hitze Robben Islands gefangen war. Robben Island war Militärbasis, Leprakolonie und immer wieder Gefängnisinsel. Von den unter Jan van Riebeeck internierten Khoikhoi, über die von der Gesellschaft verstoßenen Leprakranken bis hin zu Freiheitskämpfern wie Robert Subukwe, Walter Sisulu, Ahmed Kathrada oder Govan Mbeki – Robben Island hat eine traurige Geschichte und ist dennoch – oder gerade deswegen – ein entscheidender Bestandteil der südafrikanischen Identität und UNESCO Weltkulturerbe.

Robben Island Museum

Südafrikas jüngere Geschichte ist turbulent. Für diejenigen die an dem Anti-Apartheid-Kampf  interessiert sind, ist ein Besuch auf Robben Island Pflicht. Das ehemalige Gefängnis ist nun ein Ort der Erinnerung und Bildung. Ehemalige politische Häftlinge führen durch die Gebäude der 547 Hektar großen Insel und teilen offen ihre Erinnerungen. Robben Island ist eine sehr authentische Erfahrung. Das Gefängnis und seine Einrichtungen sind völlig intakt und man bekommt ein grauenhaft klares Bild vom Alltag der Gefangenen. Das grell-weiße Licht des Kalksteins und die Hitze der afrikanischen Sonne sind immer noch allgegenwärtig und der offene und ehrliche Dialog mit ehemaligen Häftlingen enthüllt erschreckende Details. Eine Busfahrt um die Insel führt einen vorbei an der ehemaligen Leprakolonie, Robert Subukwe’s Haus und dem Steinbruch in dem Mandela und seine Mitgefangenen Kalkstein abbauten. Die Tour endet mit einem malerischen Blick auf den Tafelberg und ist eine beliebte Gelegenheit für Urlaubsfotos.

Die Robben Island Fähre legt an der Waterfront ab und die Bootsfahrt ist ein sehr angenehmer Bonus zum Museumsbesuch. Karten sind für R200 bei Cape Town Tourism oder direkt an der Waterfront erhältlich. Aufgrund der großen Nachfrage empfiehlt es sich die Karten im voraus zu bestellen.

Buchtipp: Der Flug nach Kapstadt ist lang. Wer die Zeit nutzen will, um sich in die Geschichte Südafrikas einzulesen sollte sich Nelson Mandelas Autobiographie „Long Walk To Freedom“ zu Gemüt führen. Das Buch enthält faszinierende Details über Mandelas Zeit in Robben Island und wertet den Besuch der Insel um einiges auf.